Tag 1:
Es läuft: Unser Autopilot funktioniert und wir blockern hart am Wind nach Norden. Nicht sonderlich gemütlich - wir haben eine Schräglage von 30-40°, jeder Handgriff muss wohl überlegt sein und man muss sich gut festhalten. Zähneputzen wird zur Herausforderung, weil das Wasser vom Wasserhahn so stark abgelenkt wird, dass es potentiell aus dem Waschbecken raus läuft. Kochen wird anspruchsvoll, da der Herd (vor allem auch durch die 2 m hohen Wellen von der Seite) immer wieder wild hin und her wackelt. Kleine Reparaturen ebenfalls. Daran durfte sich Matthias heute Morgen erfreuen. Die Kinder sagen aber: das ist die Königsklasse. Wenn hier Reparaturen und kochen funktionieren, dann kann man es. Heute Nacht sind viele Squalls durchgezogen, Matthias und Daniela waren gemeinsam im Cockpit, haben abwechselnd kurz geschlafen und zwischendurch immer wieder Segel angepasst/Squalls abgewettert. Heute über Tag ist es (bis auf die Schräglage) ein entspanntes Segeln mit Sonnenschein. Wir haben 135 Seemeilen zurückgelegt.
Tag 2:
Gestern Nachmittag hatten wir von allem etwas: strahlend blauer Himmel, herrliches Segelwetter (obwohl hart am Wind - langsam gewöhnen wir uns dran ) bis hin zu Tiefdruckgebiet mit 40 Knoten Wind, schüttendem Regen und Winddrehern. Wir merken wieder: mittlerweile sind wir ein richtig gut eingespieltes Team. Einer übernimmt die Handsteuerung, zwei andere kümmern sich um die Reffung der Segel.
Dann gelangen wir durch diesen Ring der Tiefdruckgebiete ins Hochdruckgebiet. Über Nacht gehen die Wellen runter. Wir schießen trotz Reffs mit 8 Knoten des Weges.
In der Nacht stellen wir plötzlich fest, dass mit der Handsteuerung via Lenkrad etwas nicht stimmt. Die Verbindung des einen Steuerseils mit dem Quadranten ist gerissen! Wir installieren die manuelle Pinne (funktioniert leider nur sehr grob, hat viel Spiel...). Zum Glück sind zunächst keine Squalls/Tiefdruckgebiete absehbar, so dass der Autopilot das Steuer übernimmt.
Gegen morgen geht der Wind runter auf 10-15 Knoten. So shippern wir mit 5-6 Knoten gemütlich des Weges. Welche Wohltat nach den letzten zwei Tagen.
Wir segeln weiter nach Nordost. Wir haben heute rd. 135 Seemeilen zurückgelegt.
Tag 3:
Auch der Montagnachmittag bleibt gemütlich. Wir segeln mit wenig Welle und rd. 10-15 Knoten Wind. Es wird merklich kühler - nachts ziemlich eisig. Wir tragen zu großen Teilen unser Ölzeug. Es gibt Linsensuppe und Chili con carne zum Essen - so richtiges Winteressen 😉.
Wir erzählen viel und die Kinder machen quatsch/spielen Spiele. Wir gewöhnen uns an den Überfahrtsmodus. Matthias und Daniela holen über Tag immer wieder Schlaf nach. Nachdem wir in der ersten Nacht nur jeweils 2 Stunden geschlafen haben (aufgrund Segeleinstellungen/Durchfahren von Squalls) wurden es in der zweiten Nacht immerhin 4 Stunden und in der dritten jetzt 5 Stunden… es geht aufwärts 😉😁👍.
Wir hängen die Angel raus, leider beißt kein Fisch an. 🤔 Nach den ersten zwei Tagen freuen wir uns weiterhin über die Ruhe, auch wenn wir langsamer voran kommen! Allerdings geht der Wind am Dienstagmorgen soweit runter, dass wir zusätzlich den Motor mitlaufen lassen… Wir haben heute rund 130 Seemeilen zurückgelegt.
Tag 4:
Das linksherum drehende Hoch im Süden von Bermuda schiebt uns direkt nach Bermuda. Der Wind dreht immer stärker über Ost, Südost auf Süd. Mittlerweile können wir mit Halbwind auf direktem Kurs fahren. Wir befinden uns bereits auf 31 Grad Nord (Bermuda liegt auf 32 Grad). Leider segeln wir am inneren Rand des Hochdruckgebiets - der Wind ist daher nur bei 5-10 Knoten. Weiterhin lassen wir daher den Motor auf 1500 Umdrehungen mitlaufen in Flautenfeldern drehen wir ihn auf 2400 hoch.
Wir schaukeln sanft in der 1m Welle, chillen, lesen, spielen Karten und hören laut Musik. Um uns herum nur blau in den unterschiedlichen Schattierungen. Liam setzt sich für einige Zeit aufs Vordeck und genießt die Sonne.
Nachmittags feiern wir mit Nutella-Pfannkuchen mit Blaubeeren Halbzeit: wir haben 415 der 830 Seemeilen zurückgelegt. Dabei mussten wir aufgrund der Windverhältnisse einen Umweg von rund 40 Seemeilen fahren.
Wir haben heute rd. 140 Seemeilen zurückgelegt.
Tag 5:
faszinierend das dunkle Blau. Das Meer ist absolut ruhig, bis auf die leichte Dünung von 1 m. Leider ist der Wind bei nur 5-7 Knoten - also weiterhin Motorsegeln.
Wir müssen vor dem nächsten Tiefdruckgebiet ankommen…Eine Kaltfront ist für das Wochenende angekündigt- echt jetzt, noch kälter?
Laufend rechenen wir durch, wie lange unser Benzin reicht und mit wieviel Umdrehungen der Motor mitlaufen darf.
Wir spielen Elfer raus, UNO, hören Musik und lesen. Die Kinder stecken die Köpfe über diversen Kreuzworträtseln zusammen. Liam spielt mit seiner Schwimmweste eingehakt am Bug und wirft auf dem Rückweg fliegende Fische über Bord, die bei uns nachts gelandet sind.
Auch unter Segeln essen wir gut: heute gibt es panierte Hühnchenbrust mit Weisskohlgemüse vom Grill und Reis 😍😋.
Wir haben heute 130 Seemeilen zurückgelegt.
Tag 6:
Weiterhin motorsegeln wir durch das Hochdruckgebiet bei 5-7 Knoten Wind. Ab und zu treffen wir auf einen Tanker, manchmal begleiten uns Möwen - ansonsten nichts als Blau um uns herum. Die Angel hängen wir nicht raus - schleichender Gubby wirkt nicht attraktiv auf Fische… Wir lesen viel, machen Kreuzworträtsel und die Kinder bauen Siedlungen auf dem iPad bzw. fahren dort Rennen mit Autos (typische Offline Spiele). Unten zu arbeiten ist leider nicht möglich, selbst die niedrige Welle von der Seite lässt unsere LEREVE ganz schön rollen. Wir spielen Karten und backen nachmittags einen Kuchen…hmmm 😍. Matthias und Daniela wechseln sich nachts alle rd. 5 Stunden mit Nachtwache ab. Die Nacht ist sehr deprimierend: der Wind kommt nicht (nur 6-8 Knoten), dafür eine starke Gegenströmung. Wir kriechen mit 4 Knoten des Weges.
Gegen 4 Uhr morgens wird dann unser Magnetkurs beeinflusst- laut GPS Anzeige fahren wir nach Timbuktu…Bermudadreieck…! Kostet den jeweiligen Fahrer einige Schweißtropfen…
Nach dem Frühstück frischt der Wind zum Glück auf, Kompass funktioniert wieder und wir füllen unsere Dieselreserve in den Tank.
Im Dunkeln steuern wir durch die enge Riffeinfahrt in den Hafen von Bermuda, St. George und ankern. Die Karten sind zum Glück sehr genau! Nur über den Autopiloten - haben wir so auch noch nicht gemacht....!
1/4 unserer Rückreise über den Atlantik nach Europa haben wir geschafft 😍. Und: wir sind einmal quer durch das Bermudadreieck gesegelt.