Die Abfahrtsvorbereitungen beinhalten auch Tanken von rund 500 Liter Diesel (hierfür haben wir etxtra nochmals weitere Kanister gekauft) und dem flott machen unseres Leichtwindsegels. Die nächste Strecke ist bekannt für die sich gegeneinander drehenden Hoch- undTiefdruckgebiete und wir möchten nicht irgendwo in der Flaute festhängen, um dann von einem Tiefdruckgebiet überrascht zu werden....
Und dann geht es los:
Tag 1:
Nachdem wir den ganzen Tag mit letzten Abfahrtsvorbereitungen beschäftigt sind (letzte Instandsetzungen/kleine Reparaturen, Wäsche waschen, Unterwasserschiff schrubben, Sicherheitsausrüstung bereit legen), stechen wir um 18.30 in See. Wir verlassen den amerikanischen Kontinent Richtung Europa .
Unsere Freunde der SY Aria und ein deutsches Boot FantaSea (bei der Abfahrt kennengelernt) fahren rd 1 Stunde vor uns los. Wir sind also nicht allein . Große Ausnahme diesmal: normalerweise fährt man zuerst nach Norden und dann nach Osten auf die Azoren - wir alle nehmen heute die Südroute. Also hauptsächlich nach Osten und nur leicht nach Norden… Wir werden voraussichtlich zwei Wochen benötigen für die Überfahrt.
Grundsätzlich ist am ersten Tag nur wenig Wind (5-8 Knoten) aus 120-180 Grad und wir profitieren stark von unserem Leichtwindsegel. Gemütlich segeln wir mit 4-6 Knoten bei wenig Welle. So haben wir uns das vorgestellt: langsames Wiedereingewöhnen an den Fahrtenmodus .
Nur einmal in der Nacht kommen Wolken und der Wind steigt plötzlich auf 15-20 Knoten - zu viel für unser Leichtwindsegel. Wir haben einige Mühle es reinzurollen, schaffen es aber schließlich mit vereinten Kräften (Julian unterstützt Daniela und Matthias).
Über Tag lesen wir vor, lesen, schlafen und chillen.
Wir sind noch nicht wieder an die Schiffsbewegung und das Knarzen der Segel gewöhnt und haben daher alle schlecht geschlafen. Daniela und Matthias müssen sowieso noch Schlaf nachholen wegen der Nachtwache.
Immer wieder kommunizieren wir mit den anderen beiden Segelbooten - per Funk und Email. Die SY Aria hat auf ihrem Cat einen Vorsprung von ca 20 Seemeilen, SY FantaSea konnten wir einholen und sie fahren je nach Wind so ähnlich wie wir.
Wir haben heute dank unseres Leichtwindsegels rd. 115 Seemeilen zurückgelegt- es sind noch 1.685 Seemeilen bis zum Ziel.
Tag 2:
Herrlicher Segeltag heute, so lieben wir es: in der Nacht ruhig bis max. 10 Knoten, über Tag bis 14 Knoten aus 120-180 Grad. Wenig Welle, die uns von hinten schiebt. Klassisches Passatsegeln . Unseren Parasail können wir bei Wind aus 90 bis 180 Grad fahren. Er ist damit deutlich flexibler als viele andere Leichtwindsegel und trägt uns mit bis zu 7 Knoten übers Wasser.
Alle Kinder haben heute Nacht super geschlafen und Matthias / Daniela nach dem Schichtwechsel jeweils auch. Über Tag genießen wir die Ruhe - nur das Rauschen des Windes und das Gurgeln des Wassers ist zu hören. Beobachten vorbeischwimmende Portugiesische Galeeren (Quallen), Möwen beim Fischen und kurz schauen auch Delphine vorbei. Immer wieder sehen wir in der Ferne andere Segler. Mit der SY FantaSea und Aria stimmen wir uns wegen der Wetterprognose und Fahrtenstrategie ab. Unterstützt werden wir außerdem von einem Wetterfrosch (Wetterwelt). Wir navigieren momentan im Norden eines Hochs entlang. Wir haben 115 Seemeilen zurückgelegt. Es sind noch 1.570 Seemeilen bis zum Ziel.
Tag 3:
Abends setzt Wind mit bis zu 21 Knoten und vor allem eine 2,5 m Kreuzwelle ein. Die Windwelle kommt von hinten, die Dünung von der Seite - so wird unsere LEREVE ganz schön hin und her geworfen. Sehr schaukelig und nicht angenehm. Am Morgen geht die Welle runter, der Wind leider auch etwas. Zunächst nutzen wir noch unser Leichtwindsegel, irgendwann schleichen wir dann aber nur noch mit 3,5 Knoten dahin. Nachdem wir uns das ein paar Stunden angeschaut haben, holen wir Genua und Groß raus und lassen den Motor etwas mitlaufen. Wir wollen ja auch irgendwann ankommen… Der Tag wird wieder sehr gemütlich mit kochen, lesen und chillen. Vor allem aber holen wir Schlaf nach, da die Nacht nicht sonderlich erholsam für uns alle war. Ach ja, kurzer Schreck beim Motor anmachen: zuerst stottert er - eine Leitung hatte sich zugesetzt, Matthias repariert/säubert sie.
Wir haben heute 125 Seemeilen zurückgelegt. Es sind noch 1.445 Seemeilen bis zum Ziel.
Tag 4:
In der Nacht kommt der Wind zurück mit 12-16 Knoten und dreht auf 60 Grad - wir fahren also härter am Wind. Nach dem wilden Rumgeschaukel der letzten Nacht ist es sehr angenehm mit gleichmäßiger Schräglage auf dem Backbord Bug zu segeln. Weit und breit nur blau - keine anderen Schiffe zu sehen. Die SY FantaSea und Aria sind nicht weit weg, jeder passt aber seine Fahrtenstrategie den Anforderungen seines Bootes an (Catamaran sucht eher Wind von hinten, Stahlboot ohne Leichtwindsegel braucht eher mehr Wind). Jeder wählt daher einen anderen Höhengrad und Winkel des Weges auf Horta/Azoren zu. Weiter oben drehen sich die Tiefdruckgebiete (mit mehr bis sehr viel Wind), unten das Hoch.
Nachmittags ziehen mehrere kleine Tiefdruckgebiete über uns drüber - mit bis zu 40 Knoten Wind und viel Welle direkt von der Seite.
Zwei Stunden kämpfen Julian und Matthias mit ein-/ausreffen während Julian mit der Hand steuert. Daniela kocht währenddessen Entengulasch. Das haben wir uns jetzt verdient 😁👍.
Wir haben heute 133 Seemeilen zurückgelegt. Es sind noch 1.312 Seemeilen bis zum Ziel.
Tag 5:
Nachts weichen wir mehreren kleinen Tiefdruckgebieten aus. Reff rein, Reff raus. Dementsprechend schlecht und wenig ist der Schlaf von Daniela und Matthias- wir halten uns mit Kaffee wach. Erst gegen Morgen können wir uns abwechselnd etwas hinlegen.
Am Tag ist alles grau: Himmel und Meer. Der Wind frischt auf 15-20 Knoten auf und zunächst Segeln wir hart am Wind (aber gemütlich mit Reffs) mit 7-8 Knoten dahin. Gegen Mittag ziehen leider Regengebiete durch, die nochmals mehr Wind und vor allem Welle bringen. Matthias übernimmt die Handsteuerung, wir reffen nochmals weiter und schießen bei Niesel- bis Starkregen mit bis zu 9 Knoten des Weges.
Schon vor Tagen haben wir unser Ölzeug ausgegraben. Die Nachts wird es empfindlich kalt - das können wir jetzt gut gebrauchen.
Der Wind frischt im Laufe des Tages schließlich auf 43 Knoten auf, Julian reitet geschickt die 4m hohen Wellen runter. Wir brauchen Stunden, um aus diesem Regengebiet rauszukommen. Abends haben wir es schließlich geschafft. Stunden lang sind wir einfach nur mit der Welle mitgefahren.
Wir haben heute nur 115 Seemeilen auf unser Ziel zu zurückgelegt. Es sind noch 1.197 Seemeilen bis zum Ziel.
Tag 6:
Nach dem Sturm kehrt wieder Ruhe ein. Nach und nach beruhigen sich die Wellen - unser Autopilot übernimmt wieder das Steuer. Draußen ist alles nass vom Regen und den übergekommenen Wellen. Das Ölzeug ist auch innen klamm, scheint aber am warmen Körper zu trocknen. Der Wind geht auf 15-20 Knoten runter und wir segeln ruhig dahin - nur manchmal werden wir noch von einer höheren Welle umhergeworfen. Die Kinder schlafen nach der vielen Aufregung wunderbar und auch Daniela und Matthias schlafen in ihren Nachtwachepausen wie Murmeltiere - trotz ab und zu schlagender Segel.
Am Morgen dann nicht so gute Nachrichten: der Tropensturm Alex kommt deutlich südlicher als ursprünglich vorhergesagt. Darunter bilden sich Regen-/Gewittergebiete, so wie wir eines bereits gestern erlebt haben. Da wollen wir nicht durch, also heißt es Flucht: hart am Wind segeln wir 2 Breitengrade zurück nach Süden - zudem weiter nach Ost.
Wir haben heute rund 110 Seemeilen auf unser Ziel zurückgelegt. Einige weitere wieder nach Süden runter….
Es sind noch 1.090 Seemeilen bis zum Ziel.
Tag 7:
Die ganze Nacht blockern wir hart am Wind und stark gerefft nach Südosten. Tatsächlich bringt Sturmtief Alex uns hier im Süden nur bis zu 30 Knoten - nur die Welle mit 3-4 Metern von der Seite ist etwas anstrengend…Aber unser Autopilot kann es halten und so kommt uns vor allem die Aufgabe der Überwachungsfunktion und eingreifen bei Böen (weiter reffen, abfallen etc. ) zu. Wir trinken wieder mal Kaffee Atlantik (Kaffee mit einem ordentlichen Schuss Salzwasser) und Daniela/Matthias schlafen abwechselnd im Cockpit mit kühlenden Salzwasserduschen zur Entspannung 😉.
Über Tag geht es zunächst so weiter. Da Alex nur 24 Stunden braucht um durchzuziehen (d.h. heute Nacht ist der Spuk vorbei und er macht sich auf nach Europa), fahren wir wieder langsam in seinem Rücken nach Nordosten auf unser Ziel zu. Die Welle ist mit vier Metern von hinten sehr kabbelig - das kann der Autopilot nicht mehr halten. Fabian und Julian unterstützen aber prima bei der Handsteuerung!
Wir haben heute 120 Seemeilen auf unser Ziel zurückgelegt. In Summe waren es rund 170 Seemeilen (ja, wir können auch mit 7 Knoten fahren, wenn notwendig 😉), da wir zunächst nach Süden ausgewichen sind, um dann wieder nach Norden zu fahren.
Es sind noch 970 Seemeilen bis zum Ziel.
Tag 8:
Als wir abends mit Handsteuerung segeln (zum Glück nicht Autopilot), erwischt uns ein Squall mit 40 Knoten Wind. Wir hatten bereits die Genua reingeholt und das Groß stark gerefft. Als dann aber noch ein Winddreher um 180 Grad einsetzt, schlägt unser Groß auf die andere Seite. Die Grossschotführung reißt teilweise ab.
Die Nacht wird sehr kalt und feucht - wir Segeln durch ein großes Tiefdruckgebiet. Es schüttet und laufend kommt Wasser über. Zum Glück nimmt die Welle ab, so dass uns der Autopilot wieder unterstützen kann. Unser Ölzeug ist durchnässt- einer schläft bibbernd im Cockpit, während der andere aufpasst, dass der Autopilot nicht überlastet wird. Gegen morgen wärmen wir uns dann drinnen auf.
Am Tag entkommen wir dem Tiefdruckgebiet und Segeln Richtung Sonne. Matthias repariert die Grossschotführung provisorisch und rettet unsere 200 Liter Diesel Tanks (das Ende einer Halterung hat sich gelöst! ).
Alex hat unsere Routenplanung für die kommende Woche leider komplett über den Haufen geworfen. Anstatt südlich in seinem Rücken nach Horta segeln zu können, müssen wir jetzt auf die nördliche Route umsteigen. Ansonsten könnten wir Horta aufgrund des Gegenwinds im Süden nicht erreichen. So blocken wir jetzt hart am Wind nach Norden - bei 18-25 Knoten Wind und einer 2 m Seitenwelle. Aber solange der Autopilot uns unterstützen kann, ist alles gut . Xiaolei, Lieben Dank nochmal für das leckere vorgekochte Hühnchen Curry, dieses war schnell zubereitet und super lecker!!!! Bei der starken Schräglage greifen wir jetzt auf die vorgekochten Gerichte zurück. Schon das aufwärmen ist aufgrund der starken Kränkung ziemlich anstrengend.
Wir haben rund 144 Seemeilen zurückgelegt, sind unserem Ziel aber nicht wirklich näher gekommen. da wir gestern nach Südosten ausgewichen sind, müssen wir das heute erst wieder rausholen.
Tag 9:
Es ist richtig kalt geworden. Eisig - fahren wir nach Alaska??? Selbst mit dickem Pulli und gefüttertem Ölzeug ist es fröstelig. - vor allem Nachts fehlen Handschuhe. Da der Wind weiterhin direkt aus Horta bläst, segeln wir möglichst hart am Wind nach Norden. Wir kommen gut voran, verlieren aber bereits gemachte Meilen auf Ost. Alle 3 bis 6 Stunden fragen wir die Wettervorhersage für die nächsten Tage ab. Einmal am Tag das Gesamtbild für die kommenden 10 Tage - das Wetter sieht nicht so schlecht aus, wir hoffen auf dem 38. Breitengrad von einem Hoch nach Horta geschoben zu werden.
Die Stimmung ist weiterhin gut - auch wenn wir durch diesen großen Umweg mehrere Tage länger brauchen werden bis zu unserem Ziel. Wir lesen viel und erzählen. Besprechen Erinnerungen an die letzten 1,5 Jahre, treffen Überlegungen für die Zukunft. Insgesamt ist es sehr entspannt. Die Welle hat sich beruhigt, die Sonne scheint und trocknet unsere nassen Sachen. Wir sehen direkt neben unserem Boot einen rund 10 Meter langen Zwergwal. Er schwimmt an der Oberfläche an uns vorbei. Die Seemeilenangabe nach Horta hat sich nur leicht erhöht… wir haben heute rund 132 Seemeilen zurückgelegt.
Tag 10:
In der Nacht geht die Welle runter und bei 14-16 Knoten Wind gleiten wir mit 7-8 Knoten hart am Wind nach Nordwest. Der Wind kommt immer weiter rum, so dass wir immer stärker nach Norden (statt Westen) fahren können. Wir haben die Höhe von Horta erreicht (38er Breitengrad) - jetzt müssen wir „nur“ noch 21 Längengrade nach Ost 😳. Da wir in einem Bogen mit dem sich drehenden Hoch fahren, werden wir voraussichtlich bis zum 40. Breitengrad hoch müssen. Der direkte Weg ist leider nicht möglich.
Es sind jetzt 984 Seemeilen bis zum Ziel (direkt). Wir haben heute 156 Seemeilen zurückgelegt - leider nur zum kleinen Teil direkt aufs Ziel zu….
Tag 11:
Ohne Starkwind und mit funktionierendem Autopiloten kann die Nachtwache auch magische Aspekte haben: das Meer glitzert silbern im Mondschein, die Sterne sind hier mitten auf dem Atlantik extrem hell und klar. Wenn nur die Kälte nicht wäre… Viel zu tun gibt es dann nicht: alle 20 min Rundumblick (wg anderer Boote - auf dem Atlantik treffen wir allerdings auf wenige), checken des Windes (Stärke/Richtung) und ggfs. Anpassung der Segelstellung/Reffen, checken des Radars und des Autopiloten. Ansonsten heißt es lesen, entspannen, ABER wach bleiben 😉. Daniela und Matthias weiten die eher kurzen Schlafphasen der letzten Woche auf rd 5 Stunden für jeden von uns aus. Die Kinder beziehen wir bewusst nicht mit ein - es hilft uns mehr, wenn diese am nächsten Tag gut gelaunt und ausgeschlafen sind 🤔.
Über Tag fahren wir zumindest schon mal Richtung Ost. Auch wenn wir immer noch Meilen nach Nord gut machen. Die Sonne scheint und wir fahren so hart am Wind wie möglich.
Fabian macht für uns Popcorn, wir kochen was leckeres und lassen den Tag gemütlich angehen mit erzählen und lesen. Wir haben heute rund 156 Seemeilen zurückgelegt- davon 124 Seemeilen Richtung Horta.
Es sind noch rund 860 Seemeilen bis zum Ziel.
Tag 12:
Das Mondlicht glitzert auf der See und hüllt sie in silbernes Licht - aber echt jetzt? Nebel und Nieselregen? Da muss man sich die schönen Aspekte der Nachtwache besonders hervorheben. Ist ja alles eine Frage der Einstellung…die Kälte hatten wir schon erwähnt?
Delphine! Das war heute am Tag die einzige Gelegenheit die Jungs an Deck zu locken. Leider drehen sie schnell ab - die Delphine und damit verschwinden auch unsere Jungs ins warme Schiffsinnere. Überhaupt sind wir heute viel drinnen: es ist weiterhin nebelig und dizzelig. Zudem fast Flaute - es brummt also der Motor. Dafür ist es nicht mehr so schaukelig und wir haben keine Schräglage- der ideale Tag um Halbzeit zu feiern mit Pfannkuchen mit Blaubeeren und Apfelmus 😍. Fabi bereitet sie zu.
Wir haben heute 110 Seemeilen auf unser Ziel zurückgelegt. Es sind noch 750 bis zum nach Horta.
Tag 13:
Delphine! Wir beobachten eine Schule ca. 100 m von uns entfernt beim Jagen. Wie sie den Fischschwarm umkreisen und durch Sprünge/ aufwühlen des Wassers die Beute in die richtige Richtung treiben. Ein Möwenschwarm freut sich über die Reste. Weiter entfernt sehen wir zudem einen Wal an der Wasseroberfläche liegen - in regelmäßigen Abständen geht eine Wasserfontäne hoch.
Das Meer ist absolut glatt, nur die Dünung bringt Bewegung ins Wasser. Portugiesische Galeeren glitzern zu Hunderten auf der Wasseroberfläche. Der Wind hat weiter gedreht und kommt jetzt aus 90-100 Grad. Nachdem wir jetzt 1,5 Tage motorgesegelt sind, holen wir unser Leichtwindsegel raus - endlich Ruhe!
Daniela backt Brot und wir freuen uns über den Sonnenschein und das ruhige Segeln bei wenig Schräglage.
Wir haben heute aufgrund des schwachen Windes nur 110 Seemeilen zurückgelegt. Dafür direkt aufs Ziel zu. Es sind noch 640 Seemeilen bis nach Horta.
Tag 14:
Angeblich fahren wir in einem Hoch - komisch ist nur der laufende Nebel und Nieselregen…. Über Tag zeigt sich aber auch mal die Sonne.
Ansonsten ziemlich ereignislos: Flaute und so motorsegeln wir. Durch die geringe Schräglage genießen wir es gemeinsam am Tisch zu Essen. Bei viel Schräglage/Gewackel bekommt jeder eine Schale und einen Löffel und kann sich dann eine Ecke suchen wo er Halt hat und nicht umherfliegt.
Und durch das viele Motoren haben wir warmes Wasser - wir gönnen uns also den Luxus einer warmen Dusche. Das tut gut!!! Zudem nutzen wir das ruhige Wetter zum Brotbacken und Wasser machen.
Die Kinder machen Homeschooling, lesen und spielen dann Offline Spiele.
Wir haben heute 125 Seemeilen zurückgelegt. Es sind noch 515 Seemeilen bis zum Ziel.
Tag 15:
Herrlicher Sonnenuntergang bei (ausnahmsweise) blauem Himmel. In der Nacht dann Vollmond- wunderschön und ohne Nebel!
Der Wind ist zurück mit 15-25 Knoten aus 90-120 Grad und so gleiten wir auf dem Backbord Bug bei 2-3 Meter Welle über das Wasser. Auch am Tag haben wir ausnahmsweise Sonnenschein - was macht dies für einen Unterschied ! Unterschiedliche Blautöne statt grau in grau! Wir genießen es.
Wir backen einen Kuchen und feiern „unter 400 Seemeilen bis zum Ziel“ 😀.
Wir haben heute 156 Seemeilen zurückgelegt. Es sind noch 359 Seemeilen bis zum Ziel.
Tag 16:
Wir haben es abends bereits geahnt, als wir die dunklen Wolken kommen sahen und haben vorsichtshalber ein Reff ins Groß gesetzt. Tatsächlich kommen kurz nach Sonnenuntergang 25-30 Knoten Wind. Soviel zum gemütlichen Ausklang dieser Überfahrt…also diese Nacht wieder etwas weniger Schlaf… In Danielas Schicht kommt dann ein Tanker geradewegs auf uns zugefahren. Unser AIS ist ja ausgefallen, dort sind wir nicht sichtbar - nur auf Radar, hier aber aufgrund des Wetters/Gewackle wahrscheinlich nur undeutlich. Auf anfunken reagiert er nicht 😳. 0,5 Seemeilen von uns entfernt dreht er dann schließlich etwas ab und fährt an uns vorbei 😅. Als ob der Bosch Krimi (Danielas aktuelles Buch) nicht spannend genug wäre…!
Am Morgen dreht der Wind auf 60 Grad (hart am Wind Kurs) und sinkt auf 15-20 Knoten. Wir brettern mit möglichst wenig Reffs des Weges - wollen vor der nächsten Flaute Strecke machen. Schön ist anders.
Und wieder: grau in grau.
Jetzt nur noch 213 Seemeilen bis Horta.
Tag 17:
Unser letzter Tag auf See - morgen kommen wir an!
Analog der Wettervorhersage nimmt der Wind auf 5-8 Knoten ab. Wir Motorsegeln - die Welle ist zum Glück auch runter.
Landsichtung: die erste Azoreninsel Santa Cruz lassen wir links liegen - können hier nicht einchecken. Aber: wir haben Internet! Dh. wir können Emails abfragen und schon mal was abarbeiten .
Wir nutzen die geringe Schiffsbewegung und das warme Wasser zur Körperpflege - alle einmal duschen .
Zudem putzen wir unsere LEREVE von innen. Und befreien das Cockpit vom Salz.
Fabi macht nochmals Popkorn für uns.
Was aussieht wie Blasen auf dem Meer sind hunderte Portugiesischer Galeeren! Zudem sichten wir um uns herum Blubberblasen, die Wale zum Jagen nutzen.
Wir haben 140 Seemeilen zurückgelegt. Es sind jetzt nur noch 73 Seemeilen bis nach Horta.
Tag 18:
Wir haben es geschafft und sind in Europa angelandet 😁.
Wir sind nach rund 2.200 Seemeilen (inkl. der Umwege) gut in Horta angekommen und stolz:
Wir haben diese - bisher für uns anspruchsvollste - Überfahrt gut gemeistert.
Warum war Sie für uns am anspruchsvollsten? Die Wind- und Wetterverhältnisse waren volatil. Mehrmals am Tag haben wir die Wetterprognose abgefragt und unsere grundsätzliche Fahrtenstrategie sowie die detaillierte Fahrtenplanung der nächsten Stunden auf dieser Basis festgelegt.
Der Wind kann durch die sich gegeneinander bewegenden Hoch- und Tiefdruckgebiete grundsätzlich aus allen Richtungen kommen und ändert immer wieder seine Richtung sowie Stärke. Die Betuchung sowie die Segelstellung müssen daher auch lfd. angepasst werden.
Zudem ständiger Druck im Nacken, dass nach der Flaute/Gebieten mit wenig Wind das nächste Tiefdruckgebiet angerauscht kommt. Und dieses kann dann auch schonmal ein Sturmtief sein (siehe Alex)…